Stauanlagen

Luftaufnahme Loope

Übersicht

Fährt man auf der alten B55 von Overath durch das Aggertal in Richtung Engelskirchen, so fallen – nach dem man Vilkerath durchfahren hat – auf den nächsten ca. 7 Kilometer einige „Seen“ auf. Diese sind nicht natürlichem Ursprungs, sondern wurden als Stauanlagen in den 1920/30 Jahren angelegt!
Noch besser kann man diese Anlagen aus der RB25 erkennen und betrachten.

Stauanlagen im Bereich Loope

Im Looper Heimatbuch ist zu den Stauanlagen folgender Text (Auszug) zu finden:

Das Aggertal in Loope wird wesentlich geprägt von den drei Wasserkraftwerken des RWE. Betrachtet man einmal die Entstehungszeit der Kraftwerke, so fällt einem zunächst ein erheblicher Streit um die Ausnutzung der Wasserkräfte der Agger Anfang der 1920er Jahre auf. Schon vor 1920 hatte es in der Gemeinde Engelskirchen, insbesondere im Gemeinderat, Überlegungen gegeben, das Gefälle der Agger durch Anstauungen zur Gewinnung elektrischer Energie zu nutzen, doch scheiterten die eigenen Bemühungen stets am fehlenden Kapital, der galoppierenden Inflation und am Umstand, dass man zu dieser Zeit hauptsächlich mit dem Problem der Stromversorgung der Gemeinde beschäftigt war. So wundert es einerseits nicht, dass die Gemeinde Engelskirchen den Wettlauf um die Nutzung der Aggerkräfte an den Kreis Gummersbach verlor. Andererseits überrascht dies, gehörte Engelskirchen damals doch als Gemeinde zum Kreis Wipperfürth und hatte mit Gummersbach kommunalpolitisch keine Beziehungen. Doch der Reihe nach: Mit Schreiben vom 24.8.1923 beantragte der Kreis Gummersbach als alleiniger Inhaber des Kreis-Elektrizitätswerkes Dieringhausen (KEW) beim Bezirksausschuss in Köln die Genehmigung zur Errichtung einer Wasserkraftanlage bei Ohl-Broich. Dieser Antrag brachte dann sowohl die Gemeinde Engelskirchen als auch die Firma Ermen & Engels mit eigenen Anträgen zur Nutzung der Wasserkraft im Februar 1924 auf den Plan. Der Bezirksausschuss zu Köln wies jedoch am 2 September 1924 die beiden Engelskirchener Anträge zurück und genehmigte dem damaligen KEW die Nutzung der Wasserkraft in Ohl-Broich zur Gewinnung elektrischen Stroms. In einer umfangreichen Begründung wies der Bezirksausschuss unter anderem darauf hin, dass das Aggertal auf der ganzen Länge der Anlage durch Naturschönheit besonders ausgezeichnet ist. Das Projekt berücksichtige die Erhaltung des Landschaftsbildes in angenehmer Weise. Die Agger wird in dem von Bergen eingefassten Tal an ihren Ufern von der Bahnlinie Köln-Gummersbach und von der Provinzialstraße eng begleitet. Der Einbau einer so erheblichen Wasserkraftanlage in dies schmale Tal ist daher technisch mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Die stark wechselnden Wasserstände der Agger fallen dabei mit ins Gewicht. Die umfassende und gesicherte Ausnutzung so erheblicher Wasserstände mit so schwierigen Wasser-, Bau und Betriebsverhältnissen dort kann daher nur in eine starke und erfahrene Hand gelegt werden, in der wasserwirtschaftliche Gewähr und Sicherheit sich verbinden. Das KEW verfügt auch nach dieser Hinsicht über den erforderlichen Apparat. Der Kreis Gummersbach selbst wird in der Lage sein, in Anbetracht seiner günstigen Gesamtverhältnisse das Projekt zu finanzieren und eine baldige Ausführung somit auch wirtschaftlich zu sichern. Letztere ist umso wertvoller, als sowohl in der Bürgermeisterei Ründeroth wie in Engelskirchen und in Bielstein eine große Zahl Arbeitsloser unmittelbar zur Verfügung steht und jeder Tag kostbar ist für die schnelle Gewinnung so wertvoller Wasserkräfte für das volkswirtschaftliche Wohl. Im Jahre 1924 konnten die beiden Staustufen Ehreshoven I und Ehreshoven II noch nicht entschieden werden. Beide mit vorgelegten Projekte bedurften noch der Ergänzung. Abgelehnt wurde jedoch bereits ein Konkurrenzobjekt zu Ehreshoven, vorgelegt durch die Wasserkraft GmbH Overath und die Ehreshovener Stiftsverwaltung. Damit hatten die ortsansässigen Firmen, Vereinigungen oder auch die Gemeinden endgültig den Wettlauf um Ausnutzung der Aggerkräfte verloren. Damit nicht genug, ließ nun auch der Kreis Gummersbach eine Beteiligung der Ge-meinde an den Wasserkraftwerken nicht mehr zu. Der Kreis Gummersbach hatte ursprünglich die Absicht, eine Gesellschaftsform mit starker kommunaler Beteiligung seitens des Kreises Gummersbach und des Kreises Wipperfürth sowie der Gemeinde Engelskirchen und Ründeroth zu finden. Die beiden Gemeinden sollten bevorzugt werden, weil in ihren Gebieten sich die Wasserkräfte befanden. Bei der Hartnäckigkeit der Aufrechterhaltung von Gegenprojekten sah der Kreis Gummersbach hierzu jedoch keine Veranlassung mehr, hatten doch die Ründerother für das Kraftwerk Wiehlmünden die Firmen Baldus u. Söhne und Dörrenberg ins Rennen geschickt und verloren. Im Gegenteil verstand das Kreiselektrizitätswerk (KEW) Dieringhausen durch Zuteilung von Sonderkontingenten an Strom die Gemeinde Engelskirchen zur Rücknahme sämtlicher Widersprüche und der Rücknahme einer eigenen Planung für Ehreshoven zu bewegen. (Schreiben des Bürgermeisters vom 5. Ok.’25 an den Landrat in Wipperfürth).

Chronik Stauanlagen

Table Header
Vor 1920er Jahren
Überlegungen zur Anstauung
Gemeinde Engelskirchen
24.08.1923
Wasserkraftanlage bei Ohl-Grünscheid
Antrag des KEW beim Bezirksaus-schuss in Köln
1924
Eigene Anträge
Gemeinde Engelskirchen und Fa. Ermen&Engels
20.01.1927
Baubeginn Ohl-Grünscheid
30.08.1929
Fertigstellung des Werkes
09.1930
Baubeginn Ehreshoven I
Philipp Holzmann AG
10/1932
Fertigstellung der Stauanlage Ehreshoven I
1933
Inbetriebnahme Ehreshoven II
2002
Verkauf der RWE-Anlagen an einen privaten Betreiber (bayrische Aggerkraftwerke GmbH & Co. KG – Tochter der Auer Holding in München)

Angaben zu Fertigstellung, Größe und Leistungsfähigkeit

Das Werk Ohl-Grünscheid wurde im Jahre 1929 als erstes Wasserkraftwerk im Einzugsbereich der Agger durch das Kreiselektrizitätswerk (KEW) Dieringhausen in Betrieb genommen. Das Stauvolumen der Anlage beträgt 320 000 Kubikmeter, die Fallhöhe des Wassers 6,55 m. Zwei Maschinen erbringen eine durchschnittliche Jahresleistung von 2174 MWh (1 MWh = 1000 KWh)

Krafthaus - Ohl-Grünscheid
Krafthaus Ohl-Grünscheid

Das Werk Ehreshoven I wurde 1932 in Betrieb genommen. Es staut 280 000 Kubikmeter, die Fallhöhe des Wassers beträgt 6,50 m. Zwei Maschinen erbringen eine durchschnittliche Jahresleistung von 2515 MWh.

Wehr - Ehreshoven I
Wehr Ehreshoven I - auch "drei Türme" genannt

Das Werk Ehreshoven II (Anlage unterhalb von Ehreshoven) wurde 1933 in Betrieb genommen. Es staut 324 000 Kubikmeter, die Fallhöhe des Wassers beträgt 6,50 m. Zwei Maschinen erbringen eine durchschnittliche Jahresleistung von 1992 MWh.

Das KEW konnte im Jahre 1933 zwei weitere Wasserkraftwerke unterhalb der Aggertalsperre in Betrieb nehmen, deren Leistung im Jahresmittel 3491,9 MWh beträgt. Die genannten fünf Wasserkraftwerke waren 1933 in der Lage, zusammen mit einem in Dieringhausen erbauten Dampfkraftwerk, den Strombedarf der Bevölkerung im Oberbergischen Kreis zu decken. Durch weiter ansteigenden Strombedarf erkannte man, dass eine wirtschaftlichere Erzeugung in großen, miteinander gekoppelten Kraftwerken, die unmittelbar auf den Rohstoffquellen, sei es Braunkohle, Steinkohle oder Wasserkraft lagen, möglich ist. Der Gedanke der Verbundwirtschaft entstand. So kam es 1935 zum Vertrag des KEW mit dem RWE, wonach die Elektrizitätsversorgung im Rahmen der RWE-Gemeinschaft erfolgte. Nach der Eingliederung in die RWE-Verbundwirtschaft wurde der Ausbau der Wasserkraftprojekte im Agger –Wiehl – Bereich erweitert. Es entstanden die Wasserkraftwerke Bieberstein (Wiehltal) 1937, Wiehlmünden 1939, Haus Ley 1955, Osberghausen 1956. Infolge des im Laufe der Jahre gewaltig gestiegenen Strombedarfs haben die Aggerkraftwerke für Haushalt, Gewerbe und Industrie stark an Bedeutung verloren. Sie decken lediglich noch ca. 1,5% des Bedarfs im Oberbergischen Kreis (Stand 1983). „Dennoch haben sie gerade heute eine volkswirtschaftlich wichtige Aufgabe zu erfüllen, indem sie die vorhandene Wasserenergie, auch wenn sie verhältnismäßig klein ist, ausnutzen” (Zitat aus einer Veröffentlichung des RWE in „Um uns herum ,1/83”) Im Jahre 2002 gingen von den insgesamt neun Wasserkraftwerken des RWE im Einzugsgebiet von Agger und Wiehl sechs durch Verkauf in den Besitz eines privaten Betreibers über, darunter auch die drei Anlagen im Bereich Loope/Ehreshoven. Der erzeugte Strom wird als „ÖKO-Strom” an das Stromversorgungsunternehmen AggerEnergie verkauft.

Anmerkung des Verfassers: Die technischen Daten wurden verschiedenen betriebsinternen Veröffentlichungen des RWE entnommen, weitere Auskünfte gab Herr Norbert Miebach, einer der letzten Stauwärter, in Loope scherzhaft auch „Deichgraf“ genannt.

Hochwasserschutz und bauliche Besonderheiten

Dass das Oberbergische eines der regenreichsten Gebiete ist, wissen wir leider auch ohne die Statistik. Bei dem Katastrophenhochwasser 1926 führte die Agger bei Broich 287 Kubikmeter Wasser in der Sekunde. Der Winter und das Frühjahr bringen selbstverständlich die weitaus meisten Niederschläge. Diese Mengen gilt es: zu sammeln und über das Jahr zu verteilen. Diesem Zweck dient vor allem die Aggertalsperre mit etwa 20 Mill. Kubikmeter. Ohl-Grünscheid ist dagegen mit seinen 320.000 Kubikmetern ein größerer Weiher. Und doch ist auch diese Wasserfläche sehr ansehnlich.   

In den Türmen der Stauanlagen ist jeweils ein schweres Triebwerk eingebaut, welches im Notfall, bspw. bei Katastrophenhochwasser, das Wehr heben soll. Je nach Stärke der Flut wird das Wehr ganz gehoben und die Wassermassen fließen ungehemmt. Die Aufsichtsbehörde hat vorsorglich aber auch den Fall vorgesehen, dass durch eine Störung das Wehr nicht zu heben ist. Darum hat sie verlangt, dass von dem Wehr bis zum Krafthaus ein Obergraben mit Damm gebaut wurde, der auch in einem solchen Fall dem Wasser durch Überlauf über die Krone des Dammes ein gefahrloses Abfließen ermöglicht. Dies ist der Grund, warum auf den ersten Blick seltsamerweise – sowohl in Ohl-Grünscheid als auch in Ehreshoven I das Krafthaus vom Wehr etwa 150 m entfernt steht. Wenn im übrigen durch höhere Zuflüsse die vorgesehene Stauhöhe überschritten wird, so sorgen eingebaute Schwimmer selbständig dafür, dass sich eine Klappe, die auf dem eigentlichen Wehr beweglich angebracht ist, senkt und Unheil vermieden wird. Das Heben und Senken des Wehrs geschieht durch elektrische Kraft, sollte einmal Menschenkraft hierzu erforderlich sein, so würden infolge der notwendigen weitläufigen Übersetzungen zwei Leute 24 Stunden drehen müssen, um das Wehr hochzubekommen

Weitere Infos

Zum Thema „Stauanlagen“ gibt es auch zwei historische Tafeln. Auf denen sind zu den jeweiligen Staustufen weitere und detailliertere Informationen aufbereitet.

Quellenverzeichnis

    • Loope – Ein Heimatbuch“ (ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3873144736)
    • Privatsammlungen Looper Bürger